Birgitta Weizenegger

Interview mit der Schauspielerin und Sprecherin Birgitta Weizenegger

Birgitta Weizenegger, 1970 in Oberstaufen im Allgäu geboren, ist bekannt als Ines Reitmaier, der Rolle, in der sie seit August 1999 in der Lindenstraße, der Kultserie des WDR seit 15 Jahren, auftritt. Doch Birgitta ist nicht nur Ines, sie kann viel mehr, was sie bereits mit Auftritten in zahlreichen Filmen wie „Tatort“, „Tresko“, „Jede Menge Leben“, „Kurklinik Rosenau“ oder „SK Babies“ bewiesen hat.

Nach einer Ausbildung zur Schauspielerin im „Theater der Keller“ von 1991 - 1994 spielte Birgitta Weizenegger dazu Theater und war bereits an den Schauspielhäusern in Düsseldorf und Köln zu sehen, genau so wie am Stadttheater Ingolstadt, der Neuen Schaubühne in München oder der Studiobühne Köln, wo sie mit „Rindviecher sollen nicht lachen“ den Theaterpreis 1997 gewann.

Theaterarbeiten:

2000 - Neue Schaubühne München - Himmlischer Abgrund
1999 - Stadttheater Ingolstadt - Fabian
1998 - Stadttheater Ingolstadt - Spitzeder
1998 - Stadttheater Ingolstadt - Die Räuber
1997 - Studiobühne Köln - Rindviecher sollen nicht lachen
1997 - Stadttheater Ingolstadt - Puntila
1997 - Stadttheater Ingolstadt - Alles im Garten
1997 - Confederacy of Fools - Liebe, Sex und Therapie
1997 - Südstadttheater Köln - Disneykiller

auch: Schauspielhaus Düsseldorf (Die Nashörner), Südstadttheater Köln, Schauspielhaus Köln (Anatevka), Landestheater Neuss (Liebeskonzil)

Filmographie:

2000 - Moll
2000 - Ehen vor Gericht
2000 - Wie würden Sie entscheiden?
1999 - heute - Lindenstraße
1999 - Kurklinik Rosenau
1999 - First Love
1998 - Der Mann für alle Fälle
1998 - Die Wache
1998 - Höllische Nachbarn
1997 - Tatort
1997 - Tresko
1997 - TV Kaiser

auch: Verbotene Liebe (15 Folgen), Parkhotel Stern, SK Babies, Unter uns, Jede Menge Leben

http://www.birgitta-weizenegger.de/ - Die Homepage von Birgitta Weizenegger
http://www.birgitta-fans-online.de/ - Der offizielle Fanclub von Birgitta Weizenegger

Birgitta Weizenegger ist Ines Reitmaier aus der „Lindenstraße“. War es schon immer Ihr Traum, einmal eine Rolle in d e r Kultserie des WDR zu spielen?

Natürlich habe ich mich über das Angebot die „Ines“ spielen zu können, sehr gefreut. Es war jedoch nicht meine erste Rolle in der Lindenstraße. 1993 war ich als „Margit“ zu sehen und danach spielte ich eine Krankenschwester. Aber „dazuzugehören“, dabei sein zu dürfen, in einem so wunderbaren Ensemble, ist wirklich ein großes Glück.

Wie kommt man zur „Lindenstraße“? Wird man „ausgewählt“, „geht zu einem Casting“ oder „bewirbt“ sich?

Zum damaligen Zeitpunkt war die Rolle der „Ines Reitmaier“ zu besetzen. Ich schickte mein Demoband an Horst Scheel, der für die Lindenstraße castet, und wurde engagiert. Doch es gibt auch andere Wege an Rollen zu kommen. Die einen werden im Theater gesehen und engagiert, manche sogar auf der Straße angesprochen. Es gibt eben viele Möglichkeiten in diesem Beruf zu arbeiten.

Als was empfinden Sie die „Lindenstraße“? Als reinen Job? Als Anschluss an eine große, bekannte Familie, die schon seit Jahren Einzug in das Wohnzimmer vieler Leute am Sonntag abend hält?

Ein ganz normaler Job ist es für mich nicht. Es ist eigenartig, wie schnell man durch diese Serie bekannt und angesprochen wird. Deswegen kann diese Arbeit nicht nur ein Job sein. Ich finde meine Kollegen wunderbar und bin sehr glücklich in dieser großen Familie einen Platz gefunden zu haben.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den anderen Bewohnern, am Set und privat?
Ich mag meine Kollegen, aber privates und berufliches versuche ich strikt zu trennen. Natürlich treffen wir uns und von einigen weiß ich etwas mehr, aber so ist das wahrscheinlich in jedem Beruf.

Haben Sie selbst Einfluss auf die Drehbücher, die Entwicklung der Rolle oder ist alles genau vorgeschrieben?

Natürlich darf ich Vorschläge machen. Wenn mir etwas nicht gefällt, spreche ich mit unserer Dramaturgin, die mich dann meistens überzeugt. J Wir haben sehr gute Autoren und ich bin immer gespannt darauf, was die sich neues ausgedacht haben.

Wie sehen Sie sich selbst in der Rolle der „Ines Reitmaier“?

Anfänglich war mir „Ines“ sehr fremd - ihre Verletzlichkeit, ihre Sensibilität. Man muss bedenken, als sie in die Lindenstraße einzog, war soeben ihr Sohn gestorben, ihr Mann schlug sie... Inzwischen ist es einfacher für mich geworden, da ich konstant an der Entwicklung der Rolle teilnehme. Es ist jedoch der Prozess eines jeden Schauspielers sich in die jeweilige Rolle einzufinden.

Welche Gemeinsamkeiten haben Sie mit ihr?

Ines und Birgitta stehen zu den Menschen, die ihnen am Herzen liegen, egal was die anderen denken. Das ist eine große Gemeinsamkeit zwischen mir privat und der Rolle.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Ihnen beiden?

Ich kleide mich anders, tanze auf etlichen Hochzeiten gleichzeitig, lache laut und meine Oma würde sagen: „dreckig“. Ich bin ein Hans Dampf in allen Gassen.

Wie sieht ein Drehtag bei der „Lindenstraße“ aus?

Garderobe, Maske, Probe mit dem Regisseur, dann die technische Probe, Aufzeichnung und dazwischen immer nette Gespräche mit Kollegen oder Komparsen, Autogramme unterschreiben, aber vor allem viel, viel warten.

Bleibt neben dieser, doch sicher sehr anstrengenden, Tätigkeit noch Zeit für andere Rollen im Fernsehen oder am Theater?

Ja, die Zeit bleibt. Wenn man länger dabei ist, ist es möglich, in Absprache mit Produzent und Dramaturgin, für ein längeres Projekt freigestellt zu werden. Dann können beispielsweise Szenen vorgedreht werden, so dass ein Fehlen später nicht auffällt.

Wie lernen Sie die Texte für Ihre Auftritte?

Neben meinem Bett liegen die jeweils aktuellen Drehbücher. Abends bereite ich dann die Szenen vor, die am nächsten Tag gedreht werden, indem ich die Texte immer und immer wieder durchlese. Dadurch bleiben sie in meinem Gedächtnis haften.

Richtiges Auswendiglernen birgt die Gefahr, dass man im Spiel nicht mehr frei ist. So aber sind die Texte da, wenn die Szene gedreht wird.

Wollten Sie schon in Ihrer Kindheit Schauspielerin werden? Warum?

Ich war ein sehr aufgewecktes Kind und spielte leidenschaftlich gerne, stellte mir immer vor, Sängerin zu sein. Mit zehn Jahren habe ich dann der Bavaria einen Brief geschrieben, dass ich Sternzeichen Löwe bin und unbedingt Schauspielerin werden muss. Sie haben mir sogar geantwortet und den Tipp gegeben auf die Schauspielschule zu gehen, was ich später tatsächlich gemacht habe.

Oder gab es auch andere Berufswünsche und wenn ja, welche?

Sängerin und Schriftstellerin. Schauspielerin zu sein ist ja nur ein Teil meines künstlerischen Berufes. Wenn ich singe, kann ich mich damit auf einer ganz anderen Ebene ausdrücken. In meinem Beruf geht es darum, meine Gefühle in vielen verschiedenen Ebenen ausdrücken zu können. Ich kann singen und schreiben und mache es auch, zumindest als Hobby.

Wenn Sie an Ihre Kindheit zurückdenken, gab es da ein richtig tolles Erlebnis, an das Sie heute noch gerne zurückdenken?

Ich liebte es auf die Berge zu klettern, oben zu stehen, die Weite, die Freiheit, dort war ich verdammt glücklich.

Hatten Sie ein Lieblingsspielzeug? Wenn ja, welches?

Ja, ein Steckenpferd, damit spielte ich Tunierreiten.

Ich stelle mir vor, dass man als Schauspielerin viel lesen muss. Drehbücher, Texte auswendig lernen, sich in Rollen verinnerlichen. Doch was liest Birgitta Weizenegger privat?

Ich mag Paulo Coelho, Jon Irving und zur Zeit lese ich „Nackt“ von David Sedaris. Paul Coelho deshalb, weil er so verschiedenartig schreibt, über ein großes sprachliches Repertoire verfügt. Bei ihm ist man immer wieder überrascht, wie er einen „mitnimmt“, es schafft einen zu fesseln.

Ich bevorzuge generell Romane, die mich reinziehen in die Geschichte. Wenn es mich nach zehn Minuten nicht gepackt hat, lege ich das Buch zur Seite und fasse es nicht mehr an. Dabei ist es ähnlich wie mit einem Film, den ich mir anschaue.

Gibt es ein spezielles Genre, das Sie bevorzugen?

Nein, ich bin offen für vieles.

Welches Buch könnten Sie immer wieder lesen? Warum?

Ich hab bisher noch nie ein Buch zweimal gelesen, Drehbücher ausgenommen. Jedes Buch stellt für mich eine gewisse Entwicklung dar, die ich mit der letzten Seite darin auch abgeschlossen habe. Dann kommen wieder neue Themen auf mich zu, ich entwickele mich weiter.

Gibt es einen Ort, einen bestimmten Ausblick, eine bestimmte Stimmung oder Situation, die Sie bevorzugen, wenn Sie lesen möchten?

Vor dem Einschlafen in meinem Kuschelbett oder auf einem Berg. Außerdem besitze ich ein Pferd. Zu ihm lege ich mich gerne in der freien Natur auf eine Wiese, draußen auf einem Reiterhof im Bergischen Land.

Ich hasse es jedoch in einem Zug oder in einem Flugzeug zu lesen. Dort kann ich mich nicht einlassen auf ein Buch. Das kann ich nur, wenn ich auch die Ruhe habe zu lesen.

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gerne einmal kennenlernen? Warum gerade die?

David Lynch - ich möchte endlich seine Filme verstehen, lieben tu ich sie schon mal.

Wenn Sie die freie Auswahl hätten. Wo würden Sie gerne leben? Und mit wem?

Mit dem Mann, den ich liebe, bei den Leuten die ich mag. Wo? Das spielt dann keine Rolle mehr. Doch Neuseeland und Australien wären wunderbar.

Warum gerade dort?

Weil mich diese Länder in ihrer Vielfalt faszinieren. Ich verbinde sie mit Natur pur, unendlicher Weite, einer Vielfalt an Flora und Fauna. Mein Traum war es immer einmal, dort auf einer Farm zu leben und zu arbeiten.

Womit kann man Sie zum Lachen bringen?

Mit gekonnter Ironie.

Was treibt Sie zum Weinen?

Der Verlust von geliebten Menschen und Ungerechtigkeit.

Sie haben einen Wunsch frei. Welcher wäre es?

Die Pinocchionase für alle Menschen.

Besten Dank für dieses Interview!

erschienen im Lesestoff Leipzig, Ausgabe 05/2003

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