Herbert Feuerstein

Herbert Feuerstein, 1937 in Österreich geboren ist Journalist, Moderator, Entertainer, Schauspieler und Kabarettist in Personalunion.

Er begann ein Studium am Mozarteum (Klavier, Cembalo, Komposition), das er jedoch nicht beendete. Doch ebnete ihm dies den Weg in den Journalismus. Stationen war ein Aufenthalt in New York als Journalist (Tageszeitung und Hörfunk) von 1960 bis 1969, die Tätigkeit als Verlagsleiter des Frankfurter „Pardon“-Verlages von 1969 bis 1971 und die Chefredaktion der Satirezeitschrift „MAD“ bis 1991. Seit 1992 ist er als freier Autor und Entertainer in den Bereichen Hörfunk und Fernsehen tätig.


Bibliographie u.a.:

Feuersteins Reisen
Heyne-Verlag, 2002

Feuersteins Ersatzbuch,
Heyne-Verlag, 2002

Feuersteins Drittes
Heyne-Verlag, 2004

Fernsehen u.a.

Feuersteins Reisen (WDR)
Entführung aus der Lindenstraße (WDR)
Wochenshow (SAT1)
Pssst (WDR)
Schmidteinander (WDR)

Preise:

1994 – Bambi und Adolf-Grimme Preis für „Schmidteinander“


Website von Herbert Feuerstein


Soeben ist „Feuersteins Drittes“ erschienen - mit Berichten über Fahrten nach Thailand, Birma, New York und ins Eismeer. Wenn Sie einmal alle Ihre bisherigen Reisen zusammen betrachten - welches war die Interessanteste und warum?

Die interessanteste Reise ist immer die letzte, und die führte mich im Frühjahr ins Schwarze Meer, eine Kreuzfahrt nach Sotschi, Yalta und Odessa. Die spannendste hingegen war bestimmt meine erste, als Dreizehnjähriger, von Salzburg nach Regensburg. Damals – 1950 – brauchte man noch ein Visum für Deutschland, und beim Grenzübertritt zitterte ich am ganzen Körper, weil ich im Fotoapparat zwanzig Mark versteckt hatte – fürchterlich illegal, denn es herrschte strenge Devisenkontrolle. Es war meine erste unentdeckte Straftat.

In Ihrem aktuellen Buch „Feuersteins Drittes“ erfährt der Leser relativ viel autobiographisches über Sie, obwohl Sie sonst eher als verschlossener Typ gelten. Woher kommt diese Offenheit?

Weil ich beim Schreiben niemandem in die Augen schauen und deshalb auch nicht fürchten muß, rot zu werden.

Stimmen alle Details?

Natürlich nichts. Vieles ist übertrieben, Peinliches wird verschwiegen.

Welche Erfahrungen auf Ihren Reisen möchten Sie nicht missen?

Taxifahrer, die WIRKLICH Bescheid wissen, Rollkoffer, die auf Kopfsteinpflaster kein Rad verlieren, lärmsichere Hotelzimmer.

Auf welche könnten Sie gut und gerne verzichten?

Verspätete Flüge, unfreundliches Hotelpersonal, Zigarrenraucher im Restaurant, Durchfall auf freier Strecke.

Sie beobachten genau und präzise. Das ist ohne Zweifel eine besondere Begabung. Ist das auch mit ein Grund, warum Sie so gerne und viel reisen, da Ihnen auf diese Art immer neue Erfahrungen und Eindrücke geboten werden?

Mit jeder Reise wächst die Einsicht in die eigene Bedeutungslosigkeit. Und der Respekt vor der Vielfalt der Lebensmöglichkeiten. Um nicht selber von unserer grauen Welt des Jammerns und Nörgelns angesteckt zu werden, ist es geradezu überlebenswichtig, sich hin und wieder davon zu entziehen.

Im Gegensatz dazu: Gibt es eine Eigenschaft, die Sie gerne hätten, aber leider nicht haben?

Ganz viele sogar: Toleranter zu sein, zum Beispiel, und trotz guter Vorsätze nicht DOCH immer wieder laut und arrogant zu werden, wenn mal was nicht klappt. Oder noch lieber: Unsichtbar zu sein.

Gibt es auch irgend etwas, das Sie manchmal gar nicht so genau mitbekommen möchten auf diesen Fahrten und dennoch sehen?

Unerträgliche Armut, die man möglichst schnell verdrängt. Oder unangenehme Menschen, vor allem, wenn diese einem selber ähnlich sind…

Ihre Bücher sind mit einer guten Portion trockenem Humor, kombiniert mit einem Quentchen Sarkasmus und Selbstironie, versehen. Beruht dieser Schreibstil auf einem Naturtalent oder ist er das Ergebnis jahrzehntelanger Übung?

Es ist wahrscheinlich meine Überlebensstrategie: Dinge – vor allem sich selber – nicht ernst nehmen, erleichtert fast alles, einschließlich den Tod.

Sie machen in Ihren Büchern auch vor Ihren eigenen Unzulänglichkeiten keinen Halt. Keine Probleme damit, wenn die Leser erfahren, daß auch Herbert Feuerstein nicht perfekt ist?

Was, um Himmels willen, soll an mir perfekt sein? Nur weil ich so schön bin? Vergißt man da etwa meine Charaktermängel?

In einem anderen Interview habe ich gelesen, daß Sie sich spezielle Tage fürs Schreiben frei halten. Klappt das so auf Kommando?

Ich nehme das Schreiben fürchterlich ernst und kann es nicht nebenbei oder ergänzend erledigen. Ein Schreibtag ist ein Schreibtag und darf mit nichts anderem vermischt werden.

Was machen Sie, wenn Sie mit der Arbeit nicht weiterkommen?

Einfach was anderes. Für Pausen bin ich zu geizig mit meiner noch verbleibenden Zeit, hoch gerechnet auf die Lebenserwartung.

Brauchen Sie zum Schreiben eine bestimmte Atmosphäre? Eine bestimmte Umgebung?

Viel Platz zum Rumlaufen. Zwischen Sätzen und Gedanken, manchmal auch mitten drin, muß ich auf stehen und durchs Zimmer gehen. Meine Beine sind offenbar direkt mit der Hirnmotorik verbunden.

Sie sind nicht nur Journalist, sondern gleichzeitig auch Moderator, Entertainer, Schauspieler und Kabarettist. Welche dieser vielen Berufe üben Sie am liebsten aus und warum?

Keiner ist ein „Beruf“, alle sind Versuche, und recht häufig wundere ich mich, daß man mich das alles läßt…

Welche Literatur bevorzugen Sie privat?

Biografien, neuerdings sogar alte Schulbücher. Caesars „Gallischen Krieg“ habe ich neulich wieder gelesen, oder die Reiseliteratur von Humboldt.

Hören Sie gerne Musik? Wenn ja, welche?

Ich hatte ein paar Jahre am Salzburger Mozarteum Musik studiert. Dem kann man zeitlebens nicht mehr entkommen, und neuerdings verbinde ich es immer häufiger mit meiner Arbeit.

Ihr Lieblingshobby? Warum?

Ich habe keins. Wenn man seit drei Jahrzehnten selbständig ist, ist ALLES ein Hobby, und damit gar nichts.

Und zum Schluß – was dürfen wir in Zukunft von Ihnen erwarten?

Mehr vom selben, aber nichts Besonderes.

Besten Dank für dieses Interview.

erschienen im Lesestoff Leipzig 12/2004.

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