Herbert Herrmann

Der Schauspieler und Regisseur Herbert Herrmann

Herbert Herrmann, 1941 in der Schweiz geboren, absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer und Graphiker, bevor er sein Studium an der Schauspielschule in Zürich aufnahm.

Filme in Deutschland u.a.:

3 sind einer zuviel
Fleisch
Ich heirate eine Familie
Hexenschuss
Tatort
Derrick

Theaterstücke u.a.:

Mein Vater, der Junggeselle (auch Regie)
Ein Mann, ein Wort (auch Regie)
Nachspiel (auch Regie)
Wer hat Tante Myrtle gesehen?

Sie sind zur Zeit mit „Wer hat Tante Myrtle gesehen?“ auf Theater-Tournee. Auch sonst kennt man Sie aus Komödien wie „Ein Mann, ein Wort“ und „Nachspiel“. Ist dies Ihr bevorzugtes Genre? Und warum?

Das ist das, was ich am besten kann. Ich musste mich entschließen, wo meine Stärken sind, nicht nur im Schauspiel, sondern auch in der Regie. Beispielsweise habe ich bei „Ein Mann, ein Wort“ und „Nachspiel“ nicht nur auf der Bühne gestanden, sondern auch Regie geführt.

Diese „Schublade“ habe ich mir selbst ausgesucht. Ich muss mir nicht beweisen, dass ich auch noch etwas anderes kann. Es macht mir Freude genau das zu spielen und ich kann es eben. Das Publikum will sich bei Herbert Herrmann amüsieren.

Wie gehen Sie damit um häufig auf Tournee zu sein? Sind Sie gerne unterwegs oder ist es doch eher eine Belastung (fast) jeden Tag in einer neuen Stadt zu sein?

Für mich bedeutet es keinen Stress. Normalerweise fangen wir mit einer solchen Tournee in Hamburg an, spielen dort zwei Monate, gehen dann nach Berlin, wo wir drei Monate auftreten. Danach sind wir 60 Tage unterwegs.

Es gibt immer andere Bedingungen, andere Herausforderungen zu bewältigen. Man kommt in viele wunderschöne Orte, die man sonst nie sehen würde. Wenn wir (das Ensemble, Anm. der Autorin) in einer neuen Stadt ankommen, besichtige ich sie zusammen mit Nora von Collande, die auch in diesem Stück mitspielt, auf Rollerblades. Normalerweise treffen wir gegen 13 Uhr vor Ort ein, dann essen wir eine Kleinigkeit und beginnen unsere Entdeckungstour durch die jeweilige Stadt.

Bevorzugen Sie es generell auf der Bühne zu stehen oder liegt Ihnen das Drehen vor einer Kamera genau so?

Wenn man Glück hat, kann man beides machen, aber es sind verschiedene Berufe. Da meine Heimat das Theater ist, musste ich lernen mit der Kamera umzugehen, es ist ein anderes Metier.

Theater spiele ich bereits seit 35 Jahren. Das Fernsehen ist jedoch sehr wichtig für die Popularität und bietet auch eine willkommene Abwechslung, doch meine Wurzeln und mein Ursprung liegen im Theater.

Wo ist dabei für Sie der Unterschied? (Kontakt zum Publikum? Andere Resonanz als beim Film?)

Sicher hat man beim Theater einen ganz anderen Kontakt zum Publikum. Wenn man in ein Restaurant geht, kommen die Besucher vielleicht zu einem an den Tisch und sprechen einen an.

Besonders interessant finde ich jedoch die verschiedenen Landstriche in Deutschland. Man merkt, wenn der Vorhang aufgeht, ob die Leute bereit sind, sich für eineinhalb Stunden verzaubern zu lassen. Ich habe das Gefühl, dass es immer mehr werden, die daran interessiert sind.

Sind Sie auch privat ein eher lustiger Typ?

Ja, das bin ich. Ich bin ein gut gelaunter Mensch, der positiv denkt, glücklich ist und sehr optimistisch. Außerdem bin ich dankbar für das, was ich erreicht habe. Es ist mehr, als ich dachte. Mein Bekanntheitsgrad ist genau richtig, es ist ein gesundes Verhältnis. Mehr wäre zuviel, weniger zu wenig.

Was kann Ihnen die Laune verderben?

Unzufriedenheit. Menschen, die unzufrieden sind und permanent mäkeln. Das sind sowieso meist Leute, denen es gut geht und die dennoch ständig etwas zu meckern haben.

Kommt es auch schon einmal vor, dass Sie schlechte Laune haben?

Die mache ich mit mir selber aus und belästige andere nicht damit. So bin ich erzogen worden, auch wenn es manchmal schwierig ist.

Neben dem Lesen von Drehbüchern und Skripten hoffe ich sehr, dass Sie auch privat zum Lesen kommen. Was darf es da sein?

Keine Romane, aber dafür bin ich ein großer Biographienleser und das querbeet. Das geht von Gorbatschow bis David Niven, von Genscher bis Bahr. Besonders interessiert bin ich an der Weltpolitik und Theatergeschichte, wobei ich geschichtlich auch allgemein sehr interessiert bin. Es gibt Dinge wie den Holocaust, die man nie vergessen kann. Man muss sich damit auseinandersetzen, damit es nicht vergessen wird.

Wessen Biographie fasziniert Sie ganz besonders?

Die von Michail Gorbatschow. Es gibt sehr, sehr viele Biographien über ihn, die ich zwar nicht alle gelesen habe, aber er ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Auch Henry Kissinger interessiert mich sehr. Er hat unheimliche Dinge in der Welt bewegt. Bei diesen Persönlichkeiten kann man nur noch zuhören und von ihnen lernen.

Ihre Pläne für die Zukunft?

Nach dem Ende dieser Tournee fahre ich zunächst zu meinen Kindern nach Hamburg und fliege dann mit meiner Lebensgefährtin nach Spanien. Danach stehen 30 Vorstellungen mit dem „Nachspiel“ auf dem Programm. Das läuft bis zum 22.12.02. Dann ist schon Weihnachten, das ich aller Vorausicht nach in Spanien verbringen werde.

Herr Herrmann, ich danke für dieses Interview!

erschienen im Lesestoff Leipzig, Ausgabe 07/2003

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