Marc Elastor E.-E.

Marc-Alastor Elawar-Eosphoros, kurz Marc Alastor E.-E., Jahrgang 1971, begann bereits im Alter von nur 13 Jahren mit dem Schreiben von Horrorgeschichten. Zu seinen frühen Werken gehört insbesondere „Die Offenbarung eines Dämons“, bei dessen Entstehung er auf das fundierte, okkulte Wissen einer hermetischen Loge zurückgreifen konnte, deren Mitglied er kurze Zeit später wurde.

Dort entdeckte er auch einen Versband („Liber Incendium Veritas“), aus dessen Hauptfiguren die Idee für die Protagonisten seines Geisterdrachen-Epos erwuchsen, den er 1984 begann und der so in diesem Jahr bereits sein 20jähriges Jubiläum feiert.

Insgesamt schrieb er von 1985 bis 2001 ungefähr 62 Kurzgeschichten, die in der Welt dieses Epos spielen. Darunter auch solche, die in der Erstfassung dazugehörten, später aber als einzelne Werk bspw. Ende der 80iger Jahre im Bastei-Verlag veröffentlicht wurden („Eine Spur Mitleid“, „Schwungrad des Bösen“).


Bestandteile des Geisterdrachen-Zyklus sind:

Kriecher - De Joco Suae Moechae Zyklus 1
Adulator - De Joco Suae Moechae Zyklus 2

Geplant für dieses Jahr:

Tetelestai! – De Joco Suae Moechae Zyklus 3

Zu den weiteren Veröffentlichungen gehören:

Der Dorn im Auge, 2002
Nicht ohne Wut sei vom Lamm das Blut, 2003
Lang lebe die Königin!, 2003
Maliziöse Märchen, 2004


Zuerst einmal herzlich Glückwunsch zum Jubiläum des Geisterdrachen-Epos. Wie fühlt man sich, wenn man bereits in so jungen Jahren auf das 20jährige Bestehen eines solchen Werkes zurückblicken kann?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Da ich aber keine Jahre zähle, wäre mir das Jubiläum beinahe entgangen, und es ist nur einem Zufall und einer regen Mitarbeiterin zu verdanken, daß es in diesem Jahr gefeiert wird. Und da die Organisation verschiedener Aktionen und die Arbeit am Jubiläumsband zuweilen durchaus auch ein Resümee mit sich führte, stelle ich fest, daß es noch mehr als genug für mich zu tun gibt, um der Welt Praegaia gerecht werden zu können.

Gefällt Ihnen der Ruhm und die damit verbundenen Ehren oder gehen Sie hiermit eher distanziert um?

Die Anerkennung meiner Arbeit erlaubt es mir, meine Arbeit in immer größeren Rahmen fortzusetzen, was an sich schon mal sehr motivierend ist, und schmeichelhaft ist es obendrein.

Wird man, wenn man diese Art von Romanen schreibt, leicht in eine Ecke abgestempelt und so getan, als ob man „nur“ Fantasyromane schreiben kann?

Mir kommt es in der Tat so vor, als wenn ein Autor der Phantastik immer nur für ein solcher gehalten wird. Dabei verstehe ich mich schlichtweg als Schreiberling und ich schreibe, was das Leben und (vor allen Dingen) der Tod umfassen. Darauf verstehe ich mich am besten.

Die Frage nach dem Genre ist dabei für mich als Autor eher müßig und führt mitunter danach sogleich zur zusätzlichen Unterscheidung „trivial“ versus „seriös“. Für Verlag und Leser mag es natürlich von Bedeutung sein – für mich darf es kein Entscheidungskriterium werden, denn sonst hätte ich den Eindruck, meine Arbeit an ideologische Diskussionen zu knüpfen. Ich bin Autor und meine Werke sind, wenn auch in sich monologisch, natürlich in erster Linie auch Ausgangspunkt einer Kommunikation, erst einmal unabhängig von Thema, Genre und Prämisse.

Welche Botschaft wollen Sie mit dem Schreiben dieser Art von Literatur vermitteln?

Ich verstehe nicht, was Sie mit „diese Art von Literatur“ meinen. Ich finde die Phantastik generell besonders geeignet, philosophische Themen zu bearbeiten. Gerade in der Science Fiction zum Beispiel wurde immer die Zukunft von Gesellschaftsformen bedacht (man bedenke George Orwell oder H.G.Wells) und welches Genre ist wohl prädestinierter, um den Tod, die Wertigkeit des Lebens oder den Überlebenskampf zu verarbeiten, als Fantasy und Horror?

Aber Botschaften sind meiner Meinung nach generell schlecht für eine Geschichte, die erzählt werden will. Wenn ein Leser beispielsweise eine Botschaft in meinen Werken findet, so hat mein Werk womöglich dazu beigetragen, daß er seine eigene Botschaft aus sich zu lesen imstande gewesen ist. Ich aber habe kein Recht, eine Botschaft zu entsenden, allenfalls Denkanstöße.

Welchen Auftrag sehen Sie als Autor als den Ihrigen an?

Ich sehe es als meine Berufung an, meine Leser zu unterhalten und möglicherweise zum Denken anzuregen. Und es ist mir wichtig, ein sprachliches Repertoire zu erreichen, daß uns vor Augen führt, wieviel schöne Worte und klanglich reiche Formulierungen verloren gegangen sind und wie bedauerlich dies Zeichen der modernen Zeit im Grunde ist. Diese untergegangenen Worte klingen für uns unter Umständen befremdlich, für den ein oder anderen sogar lächerlich, weil sie dem Sprachgefühl und der Sprachvertrautheit widersprechen, doch um so mehr Gültigkeit bekommt für mich auch dieser Teil meiner Arbeit. Ich finde es erforderlich, daß unser alltägliches Konsumdeutsch, daß sich in der Literatur ebenfalls breitmacht, durch eben diese altertümlichen und bildhaften Worte wieder vitalisiert wird. Man sollte nicht vergessen, daß die Geschichte des Wortes auch die Geschichte unserer Kultur und Epoche ist. Als Autor sollte man sich dem schon verpflichtet fühlen. Und während der Eine lieber in die Moderne tendiert, bin ich eher dem Untergegangenen zugetan.

Sie sind Mitglied einer hermetischen Loge. Was genau versteht man darunter?


Eine hermetische Loge ist eine geschlossene Gesellschaft von Menschen, die geheime Künste und Wissenschaften pflegen, hüten und bearbeiten.

Kommen Sie beim Schreiben Ihrer Werke in Konflikt mit Ihrem Glauben, Ihrer Zugehörigkeit zu der Loge?

Warum sollte ich? Aber nein. Ich trenne meine literarische Arbeit strikt von meinem Glauben. Mein Kenntnisstand ist mir bei okkulten Themen natürlich von Nutzen, aber es läge mir fern, meinen Glauben jemandem veräußern zu wollen. Ich als Leser würde auch nicht „bekehrt“ oder „belehrt“ werden wollen und davon gehe ich auch bei meiner Leserschaft aus. Sie wollen anspruchsvoll unterhalten werden und das ist es, worum es mir geht.

Dennoch macht mich mein Glauben aus und ich kann keinen Grund sehen, nicht offen zu ihm zu stehen.

Kann es zu Problemen und Schwierigkeiten führen, wenn man sich als Autor dazu entschließt im Bereich Fantasy bzw. Horror zu schreiben und zu veröffentlichen? Wenn ja, welcher Art?

Es ist zum Beispiel deutlich schwerer Verlage oder gar Agenten zu finden. Fantasy und Horror gelten immer noch als Schundliteratur und häufig lotst sich das Genre selbst in auch eben diese Nische.

Sind Sie privat genau so finster wie Ihre Texte?

Das kommt darauf an, wie sie finster definieren und woran sie es an meiner Person festmachen... Ich glaube die Vorstellung fast aller von Horror und Fantasy sind dunkle Schauplätze, finstere Gestalten, verschlossene Läden, echtes Gänsehautfeeling eben. Und da frage ich mich, wie ich mir einen Autoren eben dieser Literatur im Privatleben vorstellen kann. Ich vermag nicht zu sagen, was die Phantastik Autoren von anderen Menschen unterscheidet. Ich selbst lebe sehr zurückgezogen in einer Nacht und für die Nacht. Mein Leben war oftmals bestimmt von Tod und Leid und ich habe über die Verarbeitung sehr viel gelernt, was mich und meine Persönlichkeit heute ausmacht. Ich umgebe mich damit, fühle mich darin geborgen und kenne mich darin aus. Mein „magnetischer Nordpol“ liegt sozusagen im Süden des Lebens.

Wie schaffen Sie es da einen Ausgleich zu finden?

Ich benötige keinen Ausgleich, denn mein Leben ergänzt ja quasi meine Arbeit und andersherum. Wenn mich Aspekte überlasten, gleiche ich sie mit Zynismus und Ironie aus, bis ich sie leichter nehme und besser verarbeiten kann. In meine Arbeit fließen sie erst ein, wenn ich ihrer Herr geworden bin. Schreiben zu selbsttherapeutischem Zweck kommt für mich nicht in Frage, denn man ist dann blind und einseitig.

Schreiben Sie mehr für sich und dann erst für die Leser oder umgekehrt?

Ich schreibe zuerst für mich und danach für meine Leser. Selbst bei Auftragsarbeiten halte ich es so und wenn ich mich nicht einbringen kann, mache ich es gar nicht erst, denn dann hätte ich am Ende nur das Gefühl, mich und danach den Leser zu betrügen.

Wie wichtig ist für Sie als Autor die Reaktion Ihrer Leser?

Sehr wichtig. Allerdings würde ich keine Entscheidungen davon abhängig machen. Ich habe sehr viele bewegende Reaktionen auf den „De Joco Suae Moechae“ Zyklus bekommen und die haben mich in jedem Fall auch seelisch erreicht.

Wie bekommen Sie die Resonanz auf Ihre Bücher? Über den Verlag? Lesungen? Ihre Website?

Über alle drei Wege, zumeist jedoch über e-mails.

Wie schwer ist es Ihren Beruf als Lithograph und Multimedia-Designer und die Schriftstellerei unter einen Hut zu bringen?

Sehr schwer. Ich habe ungeregelte Dienste, auch an Wochenenden und Feiertagen. Schreiben muß ich danach oder davor. Und damit hört der Autorenjob ja noch längst nicht auf, denn auch die Korrespondenz will bewerkstelligt werden. Ich habe in der Regel einen 12-14 Stunden Arbeitstag und die freien Tage meines Brotjobs werden dann mit gleichem Stundenanteil in das Autorendasein investiert.

Würden Sie gerne „nur“ noch schreiben und nicht mehr hauptberuflich arbeiten gehen?

Ja und nein. Ich würde nichts lieber, als nur vom Schreiben leben zu können, jedoch bedeutet das in den meisten Fällen auch seine künstlerische Freiheit einzuschränken und Auftragsarbeiten zu übernehmen. Das wiederum liegt mir einfach nicht. Es ist für mich nicht das Problem, mich in eine Serie einzubringen oder nach vorgefertigten Exposés zu arbeiten, beides mache ich gerade, dennoch muß ich mich in der Arbeit wiederfinden können und wenn dem nicht so wäre, könnte ich es nicht machen. Deshalb bin ich in gewisser Weise froh über meinen Brotjob, denn so kann ich guten Gewissens einige Angebote ablehnen, die ich ansonsten annehmen müßte, um mein finanzielles Budget decken zu können. Es ist also ein lachendes und ein weinendes Auge.

Wie entwickeln Sie Ihre Bücher? Systematisch vom Anfang bis zum Ende? Wissen Sie vorher schon wohin die Reise geht oder kommt das erst mit der Geschichter?
Geschichte?

Wenn ich eine Idee habe, arbeite ich sie aus und lasse sie reifen. Wenn ich mich entscheide, sie irgendwann aufzunehmen, dann beginne ich bereits mit den Recherchen. Wenn solch ein Projekt dann genug abgewogen und erarbeitet wurde und der Entschluß gefaßt wird, daß es anzugehen ist, dann gibt es ein Exposé, und danach erarbeite ich ein flow-chart, das mir quasi den Weg durch die Story weist. Der Rest entwickelt sich im Schreibprozeß. Von der Idee bis zur Umsetzung vergehen in der Regel mindestens zwei Jahre und ich arbeite im Schnitt immer an 5-6 Romanstories gleichzeitig – alle in unterschiedlichen Stadien.

Finden Sie Ihren Schreibstil heute noch in den älteren Werken wieder oder hat er sich stark verändert?

Er hat sich stark verändert und das wird er wohl auch noch weiter, denn Entwicklung ist mein größtes Bestreben. Trotzdem finde ich meinen Schreibstil auch noch in den älteren Werken wieder und bislang fand ich die Veränderungen auch immer nachvollziehbar.

Wie schaffen Sie es, daß Sie nicht irgendwann einmal gegenteiliges von früher Geschriebenem verwenden?

Genaue Aufzeichnungen und penible Buchführung. Aber in den frühen Jahren waren die fantastischen Geschichten aus dem Geisterdrache Epos eher eine Relaxing-Übung zu den Okkultwerken, so daß die meisten Zusammenhänge von Historie und Kosmos erst heute herausgearbeitet werden. Das wird sicherlich auch dazu führen, daß einige Passagen der Frühwerke möglicherweise revidiert werden müssen, doch dies wird von Fall zu Fall entschieden werden. Auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden von mir stets eingearbeitet und kann immer mal zu Veränderungen führen.

Was die weltlichen Zusammenhänge angeht, lasse ich die Stories von jemandem lesen, der sich als Rollenspielcharakter selbst seit Jahren in der Welt bewegt hat.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Ich habe derzeit zwei Bücher in Arbeit, zwei in der Fertigung und noch einige in der Planung. Als Mensch, dem Tode einstweilen zu entgehen.

Last but not least: Haben Sie eine Katze? Es heißt viele Schriftsteller haben eine Katze. Wie sieht es damit bei Ihnen aus?

Nein, keine Katze. Ich verabscheue Katzen, denn sie sind nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht.

Besten Dank!

erschienen in der Federwelt, Ausgabe 49, Dez.2004/Jan. 2005

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Persönliches

Marc-Alastor E.E. - privat

Früherer Beruf?

Druckvorlagenhersteller

Wenn Sie auf eine einsame Insel gehen würden und drei Dinge mitnehmen dürften. Welche?

Den „Don Quijote“, eine Flasche trockenen Rotwein und Schreibutensilien

Sie haben drei Wünsche frei. Welche?

Ruhe, Gelassenheit und eine gesicherte Existenz

Wenn Sie eine Entscheidung in Ihrem Leben rückgängig machen könnten. Welche wäre das?

Eine solche Entscheidung gibt es nicht. Eine jede Entscheidung hatte ihre Berechtigung.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?

In verba Luciferi – tua res agitur

Wie stellen Sie sich Ihren Lebensabend vor?

Ruhig und beschaulich an einem schönen Fleckchen Erde

Wo möchten Sie gerne leben?


Irgendwo, wo es abgeschieden ist. Norwegen vielleicht.

Was würden Sie noch gerne erlernen?

Glücklichsein, rein aus Neugier

Mit welcher bekannten Persönlichkeit möchten Sie gerne tauschen?

Mit keiner.

Ihre Lieblingsfarbe?

Schwarz

Ihre Lieblingsblume?

Gibt es keine bestimmte; ich mag kleine, filigrane Blüten auf Pflanzen, die Kissen bilden

Was treibt Sie zur Verzweiflung?

Arroganz und Überheblichkeit

Worüber können Sie sich besonders freuen?

Wenn jemand in meinen Büchern etwas für sich entdeckt hat, daß ihn persönlich bewegte, mir aber verborgen bleibt, selbst wenn er es mit mitteilt.

In welchem Jahrhundert würden Sie am liebsten leben und warum?

Ich fühle mich in diesem Jahrhundert genauso gut oder schlecht aufgehoben, wie in jedem anderen, daher hege ich einen solchen Wunsch nicht.

Was möchten Sie Ihren Lesern mit auf den Weg geben?

Gute Unterhaltung!


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