Werner Langer

Interview mit Werner Langer, Leiter der Kaleidoskop, Agentur für Schauspieler & Autoren

Werner Langer ist Leiter der Kaleidoskop (www.agentur-kaleidoskop.de), Agentur für Schauspieler & Autoren in Köln. Er studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg. Von 1992 bis 1998 unterhielt er eine eigene Filmproduktionsfirma in Köln und gründete im Jahre 1996 als zweites Standbein die Agentur Kaleidoskop.

Woraus entstand die Idee zur Gründung der Agentur Kaleidoskop?

Die Idee hierzu entstand während der Dreharbeiten zu einem Fernsehfilm, den ich für SAT 1 produzierte. Zum damaligen Zeitpunkt wurde das Monopol der ZBF aufgehoben und es konnten sich neue Agenturen etablieren. Daher fragten einige der an den Dreharbeiten beteiligten Schauspieler bei mir an, ob nicht auch ich eine Agentur gründen und sie in meine Vermittlungskartei aufnehmen könnte.

Mit der Aufhebung des Monopols der ZBF (Zentrale Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung) und damit des Arbeitsamtes bezüglich der Vermittlung von Schauspielern, war es also möglich eine eigene Agentur zu gründen. Allerdings war das noch mit einem großen Aufwand verbunden, ehe man die Erlaubnis der Bundesanstalt für Arbeit bekam. Der Berg an Vorschriften war groß. Es mußte u.a. ein Führungszeugnis eingebracht sowie nachgewiesen werden, daß man Erfahrung im Bereich der Vermittlung von Schauspielern hatte.

Seit Anfang des Jahres 2002 sind die Vorschriften gelockert worden. Heute ist es viel einfacher und mit weniger Aufwand möglich, eine solche Agentur zu gründen.

Gab es einen besonderen Grund sich ausgerechnet in Köln anzusiedeln?

Bereits die Filmfirma hatte ihren Sitz in Köln. Daher war es nur sinnvoll, auch die Agentur hier zu eröffnen. Davon abgesehen gibt es einige Hauptstandorte in der Filmindustrie in Deutschland, wie München, Hamburg, Berlin oder eben auch Köln, an denen es zweckmäßig ist, eine solche Agentur zu unterhalten.

Benötigt man einen besonderen Hintergrund, eine Ausbildung, Berufserfahrung, Kontakte, um diese Art von Agentur zu gründen und zu leiten?

Wichtig sind auf jeden Fall absolute Seriosität und gute Branchenkenntnisse.

Wie kommt es zur Kombination in der Vertretung von Schauspielern und Autoren?

Ursprünglich war die Kaleidoskop eine reine Agentur für die Vermittlung von Schauspielern. Als ich meine Filmproduktionsgesellschaft auflöste, verfügte ich über einen Stamm von Autoren, mit dem ich regelmäßig zusammengearbeitet hatte. Es war nur sinnvoll, das Geschäftsfeld auch auf die Vermittlung von Autoren auszuweiten.

Welche Autoren vertritt die Agentur Kaleidoskop?
Rudolf Anders, Helmut Bez, Heiko Böhm, Peter Buchholz, Uwe Dietrich, Evi Esser, Sven Frauenhoff, Jürgen Haug, Werner Kopacka, Manfred Kosmann, Wilhelm Künstig, Hartmut Mechtel, Peter Millowitsch, Joachim Nestler, Andreas Püschel, Henry Schneider, Barbara Schöller, Michael Tasche, Annette Werdin.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die von Ihnen vertretenen Autoren aus? Oder wählen die Autoren Sie aus? Mit anderen Worten: Kommen die Autoren auf Sie zu oder sprechen Sie die Autoren an?

In der Regel kommen die Autoren auf mich zu. Sie rufen an, weil sie von mir gehört haben, schicken mir Exposés oder Drehbücher zu.

Wieviel Stoffe bekommen Sie in der Regel übersandt?

Meist sind es drei bis vier pro Woche. Leider sind jedoch die wenigsten davon für mich wirklich interessant.

Ist es überhaupt sinnvoll, Ihnen sofort Drehbücher zu schicken?

Normalerweise nicht. Viel besser ist es zunächst einmal Exposés oder Plots zu übersenden. Sind die interessant, kommt man automatisch ins Gespräch. Dann verabrede ich ein Treffen mit dem jeweiligen Autor, in dem wir näheres in bezug auf eine mögliche Zusammenarbeit besprechen.

Wie lange dauert es, bis eine Antwort kommt, wenn man bei Ihnen Unterlagen eingereicht hat?

Das ist höchst unterschiedlich. Gefällt mir etwas überhaupt nicht, kommt die Absage sehr schnell. Werden Drehbücher eingereicht, kann es relativ lange dauern, da ich sie schließlich lesen muß und das eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.

Bei manchen eingereichten Arbeiten ist die Entscheidung, ob sie für mich in Frage kommen, auch gar nicht so einfach und braucht also ihre Zeit. Aber generell bemühe ich mich natürlich um rasche Antwort.

Ist die Aufnahme in Ihre Agentur allein von der Qualität der eingesandten Arbeiten abhängig?

Es kommt auch auf die Person an, die dahinter steckt. Manchmal liefert ein Autor ausgezeichnete Qualität, aber menschlich harmoniert man nicht. Wenn ich einen Autor in meine Agentur aufnehme, dann sollte es zwischen uns auf allen Ebenen funktionieren.

Ich muß alles, was nachher aus meiner Agentur herausgeht, auch persönlich vertreten können. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Autoren, die es schaffen, eine literarische Ästhetik und Spannung zu schaffen, haben bei mir die besten Chancen.

Geben Sie auch Neulingen eine Chance?

Ja. Auf alle Fälle. Wenn das, was sie schreiben in Ordnung ist, versuche ich auch sie unterzubringen. Wichtig ist, daß derjenige in seinem Schreibstil etwas hat, das fasziniert.

Welchen Fehler machen unerfahrene Autoren am ehesten?

Sie recherchieren nicht ausreichend. Es ist ganz wichtig, daß ein Stoff stimmig ist. Lieber sollte man sich etwas mehr Zeit nehmen und die Idee, das Exposé oder was auch immer, mehrfach überarbeiten, bis es stimmig und in sich schlüssig ist.

Vermitteln Sie ausschließlich die Stoffe Ihrer Autoren oder arbeiten Sie auch zusammen mit den Autoren am Stoff?

In gewisser Weise bin ich natürlich auch der Dramaturg meiner Autoren. Mir geht es nicht nur darum, Stoffe an Produktionsfirmen zu vermitteln, sondern ich beteilige mich auch oft an deren Entwicklung.

Bieten Sie einen Stoff bei Produzenten an oder wird bei Ihnen konkret nachgefragt?

Sowohl als auch. Zum einen kommen Produzenten auf mich zu und fragen nach bestimmten Sachen. Andererseits biete ich aber im Gespräch mit Produzenten genau so an. Wenn von deren Seite dann Interesse besteht, kommt es zum Vertrag und zur Entwicklung des ganzen.

Wichtig ist aber auch, daß man wissen muß, was Produzenten wollen oder benötigen, um so konkreter und zielgerichteter kann man anbieten.

In welchem Stadium wird dabei der Vertrag abgeschlossen?

Das versuche ich immer so früh wie möglich zu machen. Schließlich bedeutet das auch Sicherheit und Geld für den Autor. Oftmals entsteht daraus zunächst ein Exposévertrag, manchmal auch sofort ein Vertrag fürs Drehbuch.

Was wird bei den Produktionsfirmen eingereicht (Exposé, Treatment, fertiges Drehbuch)? Sprich: Sollte der Autor gleich ein ganzes Drehbuch erstellen oder ist es sinnvoller zuerst eine Idee anzubieten, die kurz, aber gut umrissen ist.

Prinzipiell ist es sinnvoller zunächst ein Exposé zu erstellen. Das hat auch damit zu tun, daß die Produktionsfirmen und die Sender natürlich ein Mitspracherecht haben. Ist das Drehbuch bereits fertig, ist es viel schwerer zu ändern.

Ist es für einen Autor generell sinnvoller, sich durch eine Agentur vertreten zu lassen als es alleine zu versuchen?

Auf alle Fälle. Sicherlich kann man alternativ auch sofort Exposés oder fertige Drehbücher an die Sender oder Produzenten schicken (unter dem Motto: unverlangt, eingesandt). Das funktioniert jedoch in der Regel nicht. Eine Agentur hat den Vorteil, daß sie den Markt kennt, weiß, was gefragt ist und wo was angeboten werden kann.

Wenn man zusammen mit einer Agentur arbeitet, hat man es viel einfacher, als wenn man es im Alleingang versucht.

Worin unterscheiden sich seriöse von unseriösen Agenturen? Worauf sollte der Autor achten, wenn er sich bei einer Agentur vorstellt?

Grundsätzlich gilt sowohl bei der Schauspieler- als auch bei der Autorenvermittlung:
Geld erhält die Agentur nur für erbrachte Leistungen auf Provisionsbasis. Gelder im Vorfeld, für was auch immer, dürfen von den Agenturen nicht verlangt werden.
Kommt es zu einer Zusammenarbeit, ist in allen Fällen ein Vermittlungsvertrag Voraussetzung, den die Schauspieler oder Autoren mit der Agentur abschließen, in dem die Bedingungen des Miteinander geregelt sind. Bei der Gestaltung des Vertrages sind die Vorgaben des Sozialgesetzes zu beachten.

Da sich die Kaleidoskop auch mit Stoffentwicklung beschäftigt, gelten in diesem Zusammenhang zusätzliche Regelungen mit den jeweiligen Autoren. Die oben genannten Grundsätze bleiben aber auch hier Gegenstand der Vereinbarungen.

Herr Langer, danke für dieses Interview!

erschienen in der Federwelt, Ausgabe 37, Dezember 2002/Januar 2003

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